Hörtherapie für Kinder

Auffälligkeiten

  • Ist Ihr Kind in der Schule häufig unaufmerksam, ein „Träumer“ oder ein „Zappelphilipp“?
  • Kann sich Ihr Kind im Kindergarten nicht gut mitteilen, spricht es undeutlich oder hat Kontaktschwierigkeiten?
  • Bekam Ihr Kind im Kleinkindalter auffällig viele Mittelohrentzündungen?
  • War Ihr Kind als Säugling ein Schreikind, unruhig oder wirkte es apathisch?
  • Hatten Sie eine körperlich oder seelisch belastete Schwangerschaft oder Geburt?

Alle diese Symptome und die weiteren aufgeführten Verhaltensweisen können im Zusammenhang mit Wahrnehmungsstörungen des Hörsinns auftreten. Die Systemische Hörtherapie ist eine Methode zur Diagnose und Behandlung auditiver Wahrnehmungsstörungen und ihrer Folgen für Kommunikation und Beziehung.


Symptome, die auf Hörwahrnehmungsstörungen hinweisen können

Im Säuglingsalter

• schrilles oder kraftloses Schreien
• Überempfindlichkeit auf bestimmte Töne
• Schreckhaftigkeit
• ungenügende oder keine Reaktion auf Zurufe oder Geräusche
• muskuläre Hypotonie

Im Kleinkindalter

• verzögerte Sprachentwicklung
• undeutliche Aussprache
• Verzögerung im Sprachverständnis
• Lärmempfindlichkeit
• laute, schrille oder heisere Aussprache


Im Kindergarten

• Kind missversteht Fragen und kommt Aufforderungen nicht nach
• leicht ablenkbar durch Geräusche
• Überempfindlichkeit auf Lärm (hält sich oft die Ohren zu)
• zu Hause noch relativ ruhiges Verhalten, im Kindergarten jedoch zunehmend unruhig und aggressiv oder zurückgezogen
• kann Geräusche nicht identifizieren, ihre Entfernung und Richtung erkennen (dadurch auch gehäufte Unfallneigung)
• singt falsch und hat ein schlechtes Rhythmusgefühl
• flache, monotone Stimme
• verwaschene, falsche Aussprache
• Verwechselung ähnlicher Laute
• fein- und grobmotorische Unsicherheiten
• hat Schwierigkeiten beim Einhalten von Reihenfolgen
• verwaschenes „s“ oder „sch“
• wenig Selbstvertrauen

In der Schule

• Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (LRS)
• schwacher Wortschatz
• Dysgrammatismus, Buchstabenverwechselung
• Konzentrationsschwäche
• leichte Ablenkbarkeit
• Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit oder ohne Hyperaktivität
• leicht ermüdbar
• wenig begeisterungsfähig
• kapselt sich ab und hat kaum Freundschaften
• schlaffe Haltung
• Koordinationsstörungen
• Rechts-/Linksunsicherheit
• Kind wirkt auf Umwelt häufig desorientiert bzw. unordentlich
• versteht vieles nicht und muss mehrfach angesprochen werden
• wenig Selbstvertrauen


Systemische Hörtherapie bei Kindern

Erkennen Sie zwei oder mehr der aufgezählten Verhaltensweisen auch von Ihrem Kind?
Alle diese Beobachtungen können ihre Ursache darin haben, dass bei Ihrem Kind eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) vorliegt.
Trotz gutem organischen Hörvermögen (oftmals „Normalbefund“ bei dem meisten auditiven Testverfahren) wird das Gehörte im Ohr und im Gehirn nicht richtig verarbeitet und wahrgenommen. Da die auditive Verarbeitung und Wahrnehmung eine besondere Bedeutung für die kindliche Gesamtentwicklung hat, beeinflusst sie folgende Bereiche: Raumorientierung, Körpergefühl, Spielverhalten, Sprachentwicklung sowie das Kommunikationsverhalten und die Bindungsfähigkeit. Eine AVWS beeinträchtigt die Gesamtentwicklung Ihres Kindes.


Die Systemische Hörtherapie im Ablauf

Die Systemische Hörtherapie (SHT) ist ein auditives Stimulationsverfahren. In einem Eingangsgespräch erfolgt eine differenzierte Diagnostik mit einem speziellen Hörtest. Die Therapie beginnt mit einer basalen Klangstimulation. Sie trainiert die Adaptionsfähigkeit des Gehörs (Feinabstimmung des Hörens). Rasch reagieren hier viele Kinder mit verbesserter Aufmerksamkeit und Wachheit. Tiefenbetonte Musik stimuliert dabei Körpertonus und Körperwahrnehmung. Eine sich anschließende schrittweise Betonung der höheren Frequenzen trainiert die zentralauditive Wahrnehmung (z. B. die Fähigkeit, Tonhöhen zu unterscheiden). Besonders hohe Frequenzspektren intensivieren das emotionale Erleben, die Kontakt- und Bindungsfähigkeit. Zudem erinnern sie Kinder häufig an erste Höreindrücke im Mutterleib und im ersten Lebensjahr. Viele Kinder öffnen sich emotional, lassen einerseits mehr Nähe zu und werden andererseits bald selbstständiger. Sie zeigen dann eine deutlich verbesserte Motivation und Lernbereitschaft. Neurologische und psychische Nachreifung wird so ermöglicht. Zur gleichen Zeit oder daran anschließend folgt die aktive Arbeit mit der Stimme. Man liest, spricht, singt je nach Alter in ein Mikrofon und hört die eigene Stimme in differenzierter Weise. So verbessert sich phonologische Bewusstheit, eine Hilfe für Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen, Stimmstörungen und LRS. Mit den verschiedenen Möglichkeiten der auditiven Stimulation kann die Systemische Hörtherapie den Entwicklungsprozess vom ersten Höreindruck zum sprachlichen Selbstausdruck anregen.

Zeitlicher Ablauf

  • Vorgespräch
  • Anamnese, Hörprofil, weitere Testverfahren
  • 1. Hörabschnitt
    12-15 Tage hintereinander täglich zwei Stunden Hörtherapie, begleitende Gespräche und Kontrolltests
  • Pause von 3-5 Wochen
  • 2. Hörabschnitt
    8-10 Tage täglich zwei Stunden Hörtherapie, begleitende Gespräche und Kontrolltests
  • Pause von 4-8 Wochen
  • 3. Hörabschnitt
    8-10 Tage täglich zwei Stunden Hörtherapie, begleitende Gespräche und Kontrolltests
  • Pause von 4-8 Wochen
  • 4. Hörabschnitt
    8-10 Tage täglich zwei Stunden Hörtherapie, begleitende Gespräche und Kontrolltests

Häufig ist die Therapie nach vier Hörabschnitten beendet. Die genaue Anzahl der Hörphasen hängt jedoch von den individuellen Problemen und den Reaktionen auf die Hörtherapie ab. Zum Beispiel kann es bei einem Kind mit besonderem Hilfebedarf, mit einer Hirnschädigung nach traumatischer Geburt oder mit einer Autismus-Spektrum-Störung hilfreich und sinnvoll sein, die Hörtherapie nach den ersten vier Hörabschnitten über einige Jahre in größeren Abständen fortzusetzen. Auch eine achttägige Auffrischung der nach einem Jahr Pause kann einen großen Entwicklungssprung bewirken.